Großartige Digitalisierung in unseren Schulen
Es geht voran im deutschen Bildungswesen! Wirklich. So langsam hat auch der oder die letzte Schüler:in endlich ein Tablet erhalten. In der Regel iPads, hier und da wurden aber auch schon Samsung Galaxy Tabs gesichtet. Tablets. Endlich. Vorbei die Zeiten in denen Schüler:innen gute 10 kg Totholz aka Bücher in ihren Ränzen durch die Gegend wuchten mussten. Vorbei die Zeiten des sinnlosen abholzens von Wäldern und dem Teilrecycling alter Bücher.
Vorbei die Zeiten in denen man in den Buchhandel rennen musste, nur um zu erfahren, dass Buch X und Y aktuell nicht lieferbar wären. Alle Bücher sind digitalisiert auf dem Tablet, beschreibbar mit dem Stift. Text kann kopiert werden, Screenshots erstellt und jedes Buch ist immer genau da, wo die Schüler:in sich aktuell befindet.
Wunderbare Welt, wenn Sie denn existieren würde.
Die Realität
Der erste Teil mit den vorhandenen Tablets stimmt sogar. Was nicht stimmt, ist die Digitalisierung der Lehrmittel. Zumindest nicht hier in unserem Landkreis in Rheinland-Pfalz. Klar, vielleicht sieht das woanders ganz anders aus, immerhin ist Bildung Ländersache. Aber was interessiert mich Mecklenburg-Vorpommern, Paris oder Tunis. Ich lebe hier, genauso wie K1 und K2.
Die Realität ist, dass manchmal einige Lehrer:innen statt kopierte Aufgabenblätter über MS Teams an die Kinder schicken. Kommunikation ist in der Regel nur One-Way. Manche Hausaufgaben sollen abfotografiert und dann Digital zur Lehrkraft geschickt werden. Digitale Bücher? Nein. Der Status quo im Gegensatz vor Pre-Tablet-Ära ist also, dass man Hausaufgaben nun auf einem weiteren Weg hin und wieder einreichen muss bzw. darf, Hausaufgaben nun nicht immer im Heft landen, sondern manchmal auch auf dem Tablet UND das das iPad nun zusätzlich im Ranzen landet. War ja nicht genug auf dem Buckel der Kids.
Digitalisierung könnte so schön sein.
Aber was nun?
Was ist nun aber die Alternative? Digital first. Wenn die Buchverlage ankommen mit Ihren neuen Lehrbüchern, muss klar gesagt werden: Wenn ihr keine digitale Version anbietet, zum gleichen Preis wie gedruckte Bücher, dann gehen wir zum Wettbewerb. Wenn wir parallel digitale und gedruckte Version wollen, dann kostet die digitale 1/15 des gedruckten Buchs. Dies sollte aber nur in Ausnahmefällen mit einer detaillierten Begründung geschehen. Arbeitshefte etc werden auch nur noch digital genutzt. Hefte werden natürlich weiterhin benötigt und geführt. Kinder sollten schon noch mit dem Stift schreiben lernen. Regelmäßig. Es gibt eine strikte “Maximal 5 kg Lernmaterial pro Schultag”-Policy, nicht dass die Lehrer:innen auf seltsame Gedanken kommen. Kein Hate an Pädagogin:en da draußen, ihr macht sehr oft nen guten Job und ich würde nicht tauschen wollen/können. Kudos an der Stelle.